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Presseerklärung vom 19.2.2004
Soli fragt nach Migrantenberatung
in Rüsselsheim
Mit großer Sorge verfolgt die Liste Solidarität
die ständige Verschlechterung der Beratungsangebote für
Migrantinnen und Migranten in Rüsselsheim. Nach dramatischen
Einschnitten bei der Caritas-Beratungsstelle droht nun das Aus
für die Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt, wenn die Stadt
Rüsselsheim die von der CDU-Landesregierung gekürzten
Mittel von ca. 22.000 Euro nicht bereit stellt. Der Stellenwert
einer niedrig schwelligen Sozialberatung für Rüsselsheimerinnen
und Rüsselsheimer mit Migrationshintergrund ergibt sich schon
allein aus der Bevölkerungsstruktur der Stadt. Die Liste
Solidarität schreibt in ihrer Anfrage:
„Der Anteil der Migrantinnen und Migranten an der Rüsselsheimer
Wohnbevölkerung ist mit über 25 % sehr hoch, im Bereich
von Kindern und Jugendlichen liegt er noch weit über dieser
Marke. Aufgrund ihrer besonderen Lebenssituation haben Migrantinnen
und Migranten einen spezifischen Beratungsbedarf um in unserer
Stadt ein selbstbestimmtes und verantwortungsbewusstes Leben führen
zu können. In den vergangenen Jahren wurde diese Beratung
vor allem von der Geschäftsstelle des Ausländerbeirates
(in der Person von Otto Jänisch) sowie der Caritas- und der
AWO-Beratungssstelle geleistet. Die soziale Kahlschlagpolitik
der Hessischen Landesregierung gefährdet auch diesen –
unverzichtbaren – Teil der sozialen Struktur unserer Stadt.
Um den aktuellen Sachstand richtig einschätzen zu können,
bitten wir den Magistrat um die Beantwortung folgender Fragen:
1. Wie hat sich die Nachfrage nach Migrantenberatung
in Rüsselsheim in den vergangenen fünf Jahren entwickelt?
2. Wie hat sich die den Beratungsstellen zur Verfügung stehende
Beratungskapazität (Beratungsstunden) im gleichen Zeitraum
entwickelt?
3. In welchem Umfang hat sich in den vergangenen fünf Jahren
die Stadt jeweils an der Finanzierung der Migrantenberatung beteiligt?
4. Wie sieht der Magistrat den Beratungsbedarf und die Lage der
Beratungseinrichtungen?
5. Welche Maßnahmen gedenkt der Magistrat zu ergreifen,
um den Fortbestand der Migrationsdienste und die Finanzierung
der Beratung und Betreuung für Migranten dauerhaft sicher
zu stellen?“
Im Zusammenhang mit der drohenden Schließung der AWO-Beratungsstelle
erinnert die Liste Solidarität an ihren Haushaltsbegleitenden
Antrag zur letzten Haushaltsdebatte, in dem sie ein städtisches
Notprogramm für den Erhalt der sozialen Infrastruktur gefordert
hat. „Je konkreter die Folgen der CDU-Kahlschlagspolitik
deutlich werden, um so klarer stellt sich die Richtigkeit unserer
Forderung nach einem Notprogramm für die betroffenen Träger
heraus“ schlussfolgert der Soli - Stadtverordnete Bernd
Heyl.
24. Februar 2004
Ein "Rüsselsheimer Kongress für andere Zeiten"
schickte Resolution und Fragen an Magistrat und Stadtverordnete.
Der Stadtverordnete der Liste Solidarität Bernd
Heyl antwortet: "Ja, wir brauchen wirklich andere Zeiten!"
Allerdings keine Zeiten, in denen, wie in der Resolution formuliert,
ausgewiesene Politiker Verantwortung übernehmen und und ihre
Aufgaben, z.B.Konzepte zu erstellen und umzusetzen, erfüllen.Sondern
Zeiten in denen sich alle Bürgerinnen und Bürger als
politisch
Verantwortliche begreifen und Demokratie kein ausgehöhltes
Ritual ist,"sondern die lebendige Basis einer Gesellschaft
in der politisch mündige Bürgerinnen und Bürger
über öffentlichen Diskurs, durch Engagement in Bürgerinitiativen,
Gewerkschaften und womöglich auch Parteien und Listen mitgestalten
und mitbestimmen."
Dazu ist es notwendig, die auch im Resolutionstext
teilweise als Wahrheitvorausgesetzten Talk-Show-Behauptungen (es
ist kein Geld da, wir müssen all den Gürtel enger schnallen,
die demografische "Katastrophe" erfordert den Sozialabbau)
zu hinterfragen. Heyl führt dies in seiner Antwort am Beispiel
der demografischen Entwicklung aus, die keineswegs, wie im Resolutionstext
unterstellt zwangsweise dazu führt, dass die heutigen jungen
Erwachsenen "keine Rente mehr aus dem Generationenvertrag
zu erwarten haben". Das Problem, so Bernd Heyl, sei vielmehr
"eine rasant zunehmende Umverteilung von Reichtum von unten
nach oben" und "massive Steuergeschenke an Besserverdienende
und Unternehmen." Zur in der Resolution aufgeworfenen Frage
nach den Kommunalfinanzen weist Bernd Heyl für die Liste
Solidarität zwar auch auf einzelne Einsparmöglichkeiten
wie den Verzicht auf die Bahnhofsverlegung hin, betont aber, dass
unter den gegebenen finanzpolitischen Prämissen eine Haushaltskonsolidierung
nur zu erreichen wäre, wenn die Stadt sich von einem Großteil
ihrer sozialen Einrichtungen verabschieden, ihr Personal drastisch
reduzieren und die Einwohnerinnen und Einwohner noch mehr zur
Kasse bitten würde. Dagegen setzt der Stadtverordnete der
Liste Solidarität die Aufforderung: "Sorgen wir doch
dafür, dass von Rüsselsheim einmal mehr das Signal an
die großen Parteien jedweder Couleur ausgeht, dass viele
Menschen hier nicht mehr bereit sind, ihr Wohlbefinden an die
Logik der Börse und des Regierungspräsidenten zu koppeln.
Wenn Christ-, Sozialdemokraten und Grüne vor Ort an der 'Uneinsichtigkeit'
der Rüsselsheimrinnen und Rüsselsheimer verzweifeln,
dann sollen sie ihr Schicksal in ihren Parteien kommunizieren!"
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