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OB-Kandidaten
antworten auf Fragen der Liste Solidarität
Presseerklärung der Liste Solidarität
am 1.7.2005
Drei der vier Kandidaten zur Oberbürgermeisterwahl haben auf die acht Fragen
der Liste Solidarität eine Antwort geschickt, zwei dabei ausführlich
auf die Fragen geantwortet. Während von Andreas Rust (CDU) keine Antwort
vorlag beschränkte sich Pasquale Aita auf die Kritik, die Fragesteller würden
keine umsetzbaren Konzeptionen vorlegen.
In ihrer Bewertung der ausführlichen Antworten von Stefan Gieltowski (SPD)
und Christian Vogt (Stadtverordneter der Liste Rüssel) kommt die Liste Solidarität
zu dem Eindruck, dass beide sich im wesentlichen weiterhin im Rahmen der Vorstellung
bewegen, die massiven Probleme (Arbeitslosigkeit, Ausbildungsplatzmangel, Armutsentwicklung,
kommunale Finanzen) könnten durch eine "geschäftsfreundliche", auf
Marktöffnung bzw. Anpassung an Deregulierungsvorgaben von europäischer
und Bundesebene setzende Politik behoben werden.
Während Gieltowski die bisherigen, teilweise tatsächlich durchaus sinnvollen
Maßnahmen zur Milderung der Ausbildungsplatzkatastrophe aufzählt und
damit offenbar zufrieden ist, setzen Christian Vogt und sein "Wirtschaftsrat" auf
moralischen Druck um die Wirtschaft zur Bereitstellung von Ausbildungsplätzen
zu bewegen. Die von den Gewerkschaften geforderte Ausbildungsplatzabgabe spielt
bei beiden keine Rolle.
Allerdings bezieht Vogt auch das von der Liste Solidarität geforderte Modell
einer Produktionsschule für Jugendliche, die auf dem Ausbildungsmarkt keine
Chance haben, in seine Überlegungen ein.
Eine gewisse Nachdenklichkeit gegenüber dem jahrelang von ihm bei Liste
Rüssel mitgetragenen Kurs des Abbaus des öffentlichen Dienstes ist
bei Vogt insbesondere in der Frage der Betriebsformen des Theaters und der städtischen
Bäder, sowie des Ausbaus bzw. Erhalts von städtischer Jugendpflege
und Jugendhilfe zu erkennen.
Zwar spricht sich Vogt für eine "gerechtere Verteilung" der Kitagebühren,
allerdings gegen ihre generelle Senkung aus. Eine solche Senkung mit dem Endziel
der Gebührenfreiheit ist aber aus Sicht der Liste Solidarität angesichts
der gesellschaftlichen Bedeutung der Kitas gerade in einer Stadt mit der sozialen
Bevölkerungszusammensetzung Rüsselsheims dringend geboten.
Gieltowski , der eine 30-prozentige Senkung der Gebühren ja mit seiner Koalition
und Unterstützung der Liste Solidarität auf den Weg gebracht hat, bleibt
auf die Finanzierungsfrage eine konkrete Antwort schuldig.
Er zeigt sich allerdings mit den bisherigen Ansätzen zu einer bundesweiten
Gemeindefinanzreform unzufrieden und verspricht, sich in seiner Partei für
eine grundlegende Verbesserung der kommunalen Finanzen einzusetzen.
Hier setzt Vogt's Wirtschaftsrat, ganz im Gegensatz zu seiner eigenen Zustimmung
zur Forderung der Liste Solidarität, Wohngebiete statt Gewerbegebiete zu
fördern, auf massive Gewerbeansiedlungen, die unter anderem durch Niedrigsteuern
und Beseitigung von "Hemmfaktoren" herbeigeführt werden könnten. Zur
Gemeindefinanzreform nimmt er nicht Stellung.
Da offenbar von beiden Kandidaten (und das gilt für die Nicht-Antwortenden
mindestens im gleichen Ausmaß) die dringende Notwendigkeit der Stärkung
eines demokratischen öffentlichen Sektors zum Erhalt und Ausbau einer funktionsfähigen
Daseinsvorsorge nicht gesehen wird, da beide trotz Einschränkungen im Detail
der Entfesselung der zerstörerischen Marktkräfte nicht massiv entgegentreten,
sieht die Liste Solidarität keinen Anlass, ihren Anhängern eine konkrete
Wahlempfehlung zu geben. Fragen
und Antworten können im Wortlaut abgerufen
werden [pdf, 66 KB].
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