Presseerklärung vom 25.6.2006
Vorlage zu
Stromnetzrückkauf nicht abstimmungsfähig
Die Linke/Liste
Solidarität steht dem Vorhaben, das Stromnetz als Stadt wieder zu
übernehmen, positiv gegenüber. Wir treten allerdings für eine
vollständige Rekommunalisierung ein, das heißt, die Stadtwerke (mit
Gas, Wasser, Strom und Nahverkehr) nicht als GmbH, sondern als
Eigenbetrieb der Stadt Rüsselsheim zu führen. Ansonsten besteht die
Gefahr, dass nach Eingliederung des Stromnetzes die im Dezember 2005
gescheiterte Privatisierung erneut versucht wird.
Auch mit dem vom
Magistrat eingeschlagenen Weg sind wir nicht einverstanden. Die
Stadtverordneten sollen gemäß Magistrats-Antrag auf ihrer nächsten
Sitzung die Abtretung aller Ansprüche der Stadt an die Stadtwerke
GmbH beschließen. Sie sollen also auf jegliche demokratische
Einflussnahme verzichten und der GmbH-Geschäftsführung einen
Freibrief erteilen, obwohl die Übernahmemodalitäten noch nicht
geklärt bzw. noch nicht allgemein bekannt sind. Die endgültige
Entscheidung muss bei der Stadtverordnetenversammlung liegen, der
Magistrat muss seine politische Verantwortung wahrnehmen.
Außerdem ist nach
Meinung der Linken/Liste Solidarität der vom Magistrat vorgelegte
Antrag nicht abstimmungsreif, weil wesentliche Fragen für eine
Entscheidung nicht geklärt sind, wie z. B.:
1. Wer bringt wie das Geld für den Kauf auf?
2. Wie hoch werden die Kosten der Netzführung (Messpunkte,
Leitstelle,...) voraussichtlich sein?
3. Welche Auswirkungen sind aufgrund von EU-Regeln und des Druckes
in Richtung weniger steigender Energiepreise zu erwarten?
4. Wie hoch sind die Gewinnerwartungen für die Stadt Rüsselsheim?
Insgesamt also: Gibt es schon eine Wirtschaftlichkeitsberechnung?
5. Wie soll eine ernsthafte Prüfung der Varianten (Pacht,
Bürgerbeteiligung, ...) angesichts der Rechte-Abtretung an die GmbH
erfolgen?
6. Welche Auswirkungen wird der Rückkauf auf die Endkunden haben?
7. Welche Auswirkungen wird der Rückkauf auf die Arbeitsplätze in
Rüsselsheim und der Region haben?
Auswirkungen des
Stromnetzrückkaufs auf die Arbeitsplätze erwartet die Linke/Liste
Solidarität auf jeden Fall und beantragt daher, dass die
Stadtverordnetenversammlung zu ihrer sozialpolitischen Verantwortung
für die Arbeitsplätze in Rüsselsheim und der Region steht und sich
und den Magistrat deshalb bei einer Stromnetz-Rekommunalisierung
verpflichtet, darauf hinzuwirken, dass Geschäftspartner und
Auftragnehmer tarifvertraglich gebunden sind und dass bisherige
Auftragnehmer, wie das ÜWG und Imtech zum Schutze der
Beschäftigungsverhältnisse weiter berücksichtigt werden.
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