Fraktion Die Linke/Liste Solidarität
Anfrage vom 17.08.2006
Betrifft:
Kinderarmut in Rüsselsheim
Anfrage an den Magistrat nach § 21 Absatz 4 der Geschäftsordnung
der Stadtverordnetenversammlung zur schriftlichen Beantwortung
Ende Juli wies der Deutsche Kinderschutzbund auf die alarmierende
Zunahme der Kinderarmut in Deutschland hin. Gestützt auf aktuelle
Zahlen der Bundesagentur für Arbeit muss davon ausgegangen werden,
dass in Deutschland mindestens 2,5 Millionen Kinder in Armut leben.
Entgegen der medienwirksam verbreiteten Behauptung, dass Hartz IV
EmpfängerInnen geradezu im Luxus leben stellt der Paritätische
Wohlfahrtsverband in einer aktuellen Berechnung fest, dass 207 Euro
für Kinder bis 14 Jahren und 276 Euro ab dem 15. Lebensjahr
keinesfalls den kindspezifischen Bedarfslagen Rechnung tragen. Wie
lebensfremd dieser Betrag ist, unterstreicht die Tatsache, dass die
von einem Kind benötigten Schreibwaren und Zeichenmaterialien darin
mit 1,33 Euro pro Monat zu buche schlagen.
Die Rüsselsheimer Wahlinitiative "Die Linke/Liste Solidarität"
hat bereits in der Vergangenheit wiederholt darauf hingewiesen, dass
eine verantwortungsbewusste kommunale Sozialpolitik nur auf der
Basis möglichst exakter Daten erfolgen kann. Im Zuge der Beratungen
des Haushaltes 2006 wurde beschlossen, dass für die Stadt in
Kooperation mit dem Kreis Groß-Gerau ein Sozialbericht erstellt
wird. Mittlerweile ist mehr als ein halbes Jahr vergangen, ohne dass
belastbare Zahlen für Rüsselsheim und Groß-Gerau vorliegen würden.
"Die Linke/Liste Solidarität" unternimmt daher einen erneuten
Versuch, durch eine Reihe von Fragen an den Magistrat Klarheit über
die Armutssituation in Rüsselsheim zu bekommen:
1. Wie hat sich die Zahl der auf Sozialhilfeniveau lebenden
Menschen in der ersten Hälfte des Jahres 2005 entwickelt?
a. LeistungsempfängerInnen nach SGB II
b. Menschen, die im Niedriglohnsektor tätig sind und
ergänzende Leistungen erhalten
c. Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten und
deren Einkommen die Armutsgrenze nicht
überschreitet
2. Wie hoch ist die Zahl der alleinerziehenden Mütter, die
Leistungen nach SGB II erhalten?
3. In welchem Maße sind MigrantInnen von Armut betroffen?
4. Wie gehen Rüsselsheims Schulen mit der Zunahme von
Kinderarmut um?
a. Gibt es Fortbildungsmaßnahmen um LehrerInnen für die
zunehmende Armutsproblematik zu sensibilisieren?
b. Werden Mittel für den Kauf von Lernmitteln für
bedürftige Kinder zur Verfügung gestellt?
Gibt es andere Formen der Unterstützung, z.B. bei
Klassenfahrten etc.?
5. Wann wird der Sozialbericht für Rüsselsheim vorliegen
und welche Informationen soll er enthalten?
Für die Fraktion "Die Linke/Liste Solidarität"
Yeter Ayboga
|