Kinderarmut: Schaut nicht weg!
Presseerklärung vom 18.09.2006
Den diesjährigen Weltkindertag nimmt die Wahlinitiative "Die Linke/Liste Solidarität" zum Anlass, einen Blick auf die soziale Lage der Kinder in Rüsselsheim zu werfen.
Natürlich geht es am Weltkindertag um alle Kinder der Welt und natürlich darf auch das Schicksal der Kinder, die weltweit von absoluter Armut betroffen sind, nicht vergessen werden. Immer dramatischer wird aber auch die Lage vieler Kinder in Deutschland. Die Kinderarmutsquote ist in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich angewachsen und liegt heute im Bundesdurchschnitt bei 14,2%. Da die Zahlenangaben der Statistik der BezieherInnen von Leistungen zur Grundsicherung nach dem SGB II entnommen sind, weisen sie eine hohe Dunkelziffer auf.
In Rüsselsheim liegt die Kinderarmutsquote über dem Durchschnitt. Im März 2006 lebten in Rüsselsheim von 9175 Kindern zwischen 0 und 15 Jahren 1713 von Leistungen zur Grundsicherung nach SGB II (Hartz IV), das entspricht einer Quote von 18,7 %. Da auch in Rüsselsheim von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss, kann davon ausgegangen werden, dass mehr als jedes 5. Kind von Armut betroffen ist. Konkret bedeutet dies, dass diese Kinder in hohem Maße vom normalen gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind. Musikunterricht, Zoo- oder Kinobesuch sind ebenso unbezahlbar wie ein zusätzlicher Computerkurs und eventuell sinnvolle Nachhilfe.
Für Kinder wird die Armut ständig bewusst, da sie in der Schule dem täglichen Vergleich mit Bessergestellten ausgesetzt sind. Konsumfetischismus und Markenwahn treffen sie besonders. Durch den Wegfall der einmaligen Leistungen im Rahmen von Hartz IV wird gerade der Schulanfang zur Belastung. Schulranzen, Schultüte, Turnbeutel, Turnkleidung, Federmappe und Schreibhefte, da kommen schnell 180 Euro zusammen. Wie soll das bei einem Kinder-Regelsatz von 207 Euro im Monat bestritten werden?
Scharf kritisiert die "Die Linke/Liste Solidarität" in diesem Zusammenhang den Sozialdezernenten Jo Dreiseitel: "Seit Jahren wird von Wohlfahrtsverbänden und sozialpolitisch Aktiven in Rüsselsheim auf das Problem der zunehmenden Kinderarmut hingewiesen, doch der Sozialdezernent ignoriert das Thema. Die Notlage vieler Rüsselsheimer Kinder muss ein zentrales Thema der öffentlichen Debatte in der Stadt werden, damit der Magistrat endlich zum Handeln gezwungen wird."
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