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Medienreflexe März 2008:
Es gehörten nicht viele prophetische Fähigkeiten dazu,
in den Medienreflexen Februar vorherzusagen, dass die
beiden Themen
"Die linke Gefahr" und
"Die 68er-Gefahr"
auch im März eine wichtige Rolle in den Medien spielen würden.
Und so haben diese uns den Gefallen auch tatsächlich
getan.
Einige Beispiele:
a) Die linke Gefahr
a1) Deutschland wird rot
Nachdem die Hamburger ZEIT schon im Februar viel an
roter Druckerfarbe verbrauchte - am 8.2. sah sie rot
unterlegt Deutschland "immer linker"
(http://www.zeit.de/2008/06/index), legte sie am 7. März
nochmal nach und viel Rouge auf : Es drohten "Gefährliche
Liebschaften" (http://www.zeit.de/2008/10/index),
illustriert durch eine rot unterlegte Kussszene zwischen
einem stoppelbärtigen Mann und einer etwas schlankeren
Frau mit Kurzhaarfrisur. Konnte man bei diesem Anblick
noch
rätseln, ob die von Kurt Beck so beglückte Frau Rosa
Luxemburg oder Sahra Wagenknecht sein sollte, gaben
die Seiten 2+3 mit den Großfotos von Kurt Beck "in der
Pose des Räuberhauptmanns Schinderhannes" und Rosa
Luxemburg "erst Sozialdemokratin, dann Kommunistin"
Aufklärung. Ein Team von gleich 6 Journalisten füllt die
beiden Seiten mit Erkenntnissen wie
- die von den "spontanen Bekundungen des Entsetzen
und der Entgeisterung" in den Medien über Becks
"Linksschwenk";
- oder die Entlarvung von Kurt Beck als von seinem
"Trotz" gesteuerter "beinharter Machtmensch"
- von "der Unehrlichkeit" der SPD, die sich "binnen Tagen
durchgefressen hat bis auf die Knochen"
- dass die SPD-Abgeordneten in Hessen bei einer Duldung
der Ypsilanti-Wahl durch die Linke dem "Teufel ihre Seele"
geben müssten
- dass hessische Sozialdemokraten bereits "entnervt"
fürchten "Sie (die Linken) werden uns in die Psychiatrie bringen".
Der Artikel des stellvertretenden Chefredakteurs Bernd Ulrich
unter dem Rot-Rot-Kuss auf Seite 1 war überschrieben
"Dreimal links ist zu viel" - wobei der Autor mit links völlig
ironiefrei neben der Partei Die Linke tatsächlich die von den
Hartz4/Schröder-Boys Steinbrück, Steinmeier und Beck
dominierte SPD sowie die Grünen, bei denen (bis auf Josef
Fischer) ebenfalls die gleichen Personen wie zu Zeiten der
Beschlüsse zum Nato-Krieg gegen Jugoslawien und zur
Agenda 2010 an der Spitze stehen, meinte.
Um im Artikel selbst, genauso ironiefrei zu behaupten, das
ganze Lamd drifte "von der Union durchaus mitvollzogen"
"schon seit geraumer Zeit langsam aber stetig nach links".
Und er möchte gern wissen, "wie weit die Drift in Richtung
Umverteilung und sozialer Sicherheit ohne Gegenleistung
noch gehen soll"
Was ist real passiert? Nach dem Start von Rot-Grün vor
zehn Jahren wurde Deutschland entgültig kriegsfähig und
kriegswillig gemacht. Die Agenda 2010 mit dem Kernstück
Hartz IV sorgte dafür, dass die Reallöhne selbst im
Aufschwung der letzten drei Jahre um 3,5% sanken, der
Anteil der Löhne am Volkseinkommen zugunsten der
Unternehmergewinne und Vermögenseinkommen von
71% auf 64% sank, die Zahl der Menschen, die von der
Bezahlung ihrer Arbeit nicht mehr menschenwürdig leben
können ständig wuchs, die Kaufkraft der Renten ständig
sank (gerade wurde bei 3,1% Inflationsrate eine Erhöhung
von 1,1% beschlossen) und die Kinderarmut rasant zunahm.
Nun, parallel zum Beschluss eines erneuten Rucks nach
unten bei den Unternehmenssteuern ein kleines Ruckeln
in die andere Richtung: Die Arbeitslosengeldzahlung für
über 58-jährige wird unter gewissen Voraussetzungen
um 6 Monate verlängert. Damit ist die Maximaldauer
(24 Monate) allerdings immer noch kürzer als vor der
Agenda 2010 (32 Monate) .
Und das Entsendegesetz mit branchenspezifischen
Mindestlohnregelungen wurde etwas ausgeweitet.
Das war's . Warum dann diese panikartig wirkenden
Reaktionen.
Weil diejenigen Politiker, Medienleute und Berater die die
unsoziale Rechtsentwicklung propagandistisch vorantrieben
und die Reichen und Kapitalbesitzer die von ihr profitiert
haben tatsächlich für die Zukunft ein Erstarken der Linken
und linker Vorstellungen und Konzepte fürchten und
deshalb im Sinne einer "self-denying prophecy" rechtzeitig
Stimmung dagegen machen wollen. Vielleicht hat ein Teil
von Ihnen aber auch in seinem früheren Leben Heinrich
Heine gelesen.
Der berichtete 1842 - sechs Jahre vor dem Revolutionsjahr
1848 - den Deutschen aus Paris:
"Hier in Frankreich herrscht gegenwärtig die grösste Ruhe.
Nur ein leiser, monotoner Tropfenhall. Das sind die Zinsen,
die fortlaufend hinabträufeln in die Kapitalien, welche
beständig anschwellen; man hört ordentlich, wie sie wachsen,
die Reichtümer der Reichen. Dazwischen das leise Schluchzen
der Armut. Manchmal klirrt etwas wie ein Messer, das
gewetzt wird."
a2) Weimar revisited
Süddeutsche Zeitung, 15.3.2008
"Der Vorsitzende der Unions-Fraktion im Bundestag, Volker
Kauder, hat die SPD zur Abgrenzung von Linken und
Kommunisten aufgerufen. Damit solle sie verhindern, dass
in Deutschland Weimarer Verhältnisse entstünden".
Unser Kommentar:
Die Weimarer Verhältnisse waren, insbesondere gegen
Ende, dadurch gekennzeichnet, dass die Rechte unter
teilweiser Mitarbeit der SPD Löhne und Sozialleistungen
kürzte, die geheime Aufrüstung der Reichswehr vorantrieb,
Teile des Kapitals und der Großgrundbesitzer die Nazis
finanzierte und SPD und KPD sich heftigst bekämpften.
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b) Die 68er Gefahr
b1) 68-er Horror Picture Show in Leipzig
Süddeutsche Zeitung, 15.3.2008
Die SZ berichtet über Veranstaltungen zum Thema "68"
auf der Leipziger Buchmesse.
Die 68-er, die dort gegen Götz Alys Parallelisierung von
1968 und 1933 (in seinem fr-Artikel "Die Väter der 68-er"
und dem Buch "Unser Kampf 1968", Beispiele unter b2)
argumentierten, werden so gekennzeichnet:
"Die streitlustige Jutta Ditfurth kämpfte auf dem blauen
Sofa ... schließlich den Kampf ..."; "Mit wallendem Haar ...,
scholt die Wortmeldungen ihrer Gegner selbstgewiss
kraftmeiernd" , "... jahrelang in der Politik Gestählte" ,
"Ditfurth waltete ihres Matronenamtes"
"Direkt gingen sie (die alten Kampfgenossen) so herrisch
autoritär vor, dass die Reaktionen gelegentlich fast wie eine
nachträgliche Bestätigung der Thesen Alys wirken konnten" .
Dem Historiker Norbert Frei, der Aly mangelhafte Quellenkritik
vorwarf, trug das in der SZ die Kennzeichnung "peinlich
oberlehrerhaft" ein.
Unser Kommentar: Den Namen Jens-Christian Rabe des
Artikelschreibers sollte man sich merken. Er könnte noch
eine große Karriere vor sich haben und als Nachfolger des
Ex-68ers Thomas Schmid auf dem Chefredakteurssessel
der "Welt" landen.
b2) Bundeszentrale für politische Bildung (bpb),
Ausstellung "68 - Brennpunkt Berlin"
In dieser Ausstellung im ehemaligen Amerikahaus in Berlin
fallen zwei Dinge besonders auf.
Eher belustigendes: Beim bekannten Photo der Mitglieder
der Kommune 1 (Beine gespreizt, Arme erhoben, mit dem
Rücken zum Photographen an der Wand lehnend) fehlen
bei den Männern die Teile, die bei Männern nunmal
zwischen den Beinen (fast immer) nach unten hängen.
Da vermutlich auch Schulkinder durch die Ausstellung
geführt werden, wollte man sie wohl vor diesem
verderblichen Anblick durch eine kleine Retusche bewahren.
Zur ernsteren Fälschung zitieren wir hier Willi Winkler aus
der Süddeutschen Zeitung vom 15.3. (er dürfte sich mit
diesem Text und mit dem Lob, das ihm dafür von dieser
Stelle zukommt im Gegensatz zu seinem Kollegen Rabe
allerdings sogar für die Position des Feuillettonchefs der
Welt diskreditiert haben):
"In einem Schaukasten steht, umgeben von klassischer
politischer Literatur der späten Sechziger auf graugrünem
Papier der lodernde Satz: 'Ein brennendes Kaufhaus mit
brennenden Menschen vermittelte zum erstenmal in einer
europäischen Großstadt jenes knisternde Vietnamgefühl,
das wir in Berlin bislang noch missen müssen.' Dieser Spruch, der da kommentarlos hingedruckt ist, wird in der ... Ausstellung der späteren RAF-Täterin Gudrun Ensslin zugeschrieben. ... So haben sie doch gedacht, die Terroristen!
... Ist das hier nicht der eigentliche, der glühend heiße
Brennpunkt '68? "
Dieser Text stammt, wie Willi Winkler dann darstellt
(und wie man mit einer Abbildung des Originals hier
nachlesen kann http://www.historicum.net/lehren-lernen/
arbeiten-mit-quellen/beispielanalysen/art/Warum_brennst/
html/ca/60d6041676/ )
nicht von Gudrun Ensslin und er ist auch keineswegs eine
Aufforderung in Berlin Menschen in Kaufhäusern zu
verbrennen.
Er stammt aus einem Flugblatt der Kommune 1
(die mit den Männern ohne Penis und Hoden) in der sie
die sensationsgeile Berichterstattung über einen
Kaufhausbrand in Brüssel mit 253 Opfern satirisch aufgreift
um damit gleichzeitig das Desinteresse der Berliner an
den Kriegsmassakern in Vietnam anzuprangern.
Die gleiche Fälschung wie in der bpb Ausstellung stand
schon in einem Artikel des Politikwissenschaftlers Gerd
Langguth im Tagesspiegel vom 6.11.2007. Vielleicht ist
dieser Artikel ja auch die Quelle für die bpb Fälschung.
Verwunderlich wäre es nicht, da Langguth außer
Bundestagsabgeordneter der CDU, Mitglied des CDU-
Bundesvorstandes, Staatssekretät, Vorsitzender der
Konrad-Adenauer-Stiftung und vielem anderen auch einige
Jahre Direktor der Bundeszentrale für politische Bildung war.
Einige kennen ihn vielleicht noch von seinem tapferen Kampf
gegen die 68er als RCDS-Vorsitzender von 1970 bis 74.
b3) 1968=1933
Noch zwei Beispiele vom aktuell auffälligsten Kämpfer gegen
die verderblichen Nachwirkungen der 68-er, Götz Aly mit
seinem Anfang März herausgekommen Buch "Unser Kampf
1968" (kein zufälliger Anklang an Hitlers "Mein Kampf").
Die Zitate hier sind entnommen aus seinem fr-Artikel
"Die Väter der 68-er" (nämlich die 33-er) vom 30.1.2008
(http://www.fr-0nline.de/in_und_ausland/politik/
zeitgeschichte/die_68er/
1968_aktuelle_artikel/?em_cnt=
1279789&sid=116b0ab465ce631a409f5d2c1772a76d) :
"Im Oktober 1967 veranstaltete Hans Magnus Enzens-berger
mit Rudi Dutschke, Bernd Rabehl und Christian Semler ein
Gespräch über die Zukunft. Auszüge daraus erschienen ein
Jahr später im "Kursbuch", das für einige Jahre zum weltanschaulichen Leitheft der Revoltierenden wurde.
Mit dem volkseigenen Hang zur Gründlichkeit malten die
Diskutanten aus, wie es in absehbarer Zeit im befreiten
Gebiet Westberlin zugehen werde. "Ein Großteil der
Bürokraten wird nach Westdeutschland emigrieren müssen", meinte Rabehl und ergänzte für den Fall, dass die
"antiautoritäre" Umerziehung nach der Machtübernahme
teilweise fehlschlagen sollte: "Wo es ganz klar ist, dass
Umerziehung unmöglich ist, etwa bei älteren Leuten, da
sollte man den Betreffenden die Möglichkeit geben
auszuwandern." Im Übrigen machte er die Rentner
verächtlich. Man bekomme "ein Grausen", wenn man sie
nur sähe: "Sie sitzen schon als Leichen dort auf der Bank."
Die totalitäre Sprache und der Hang zum gewalttätigen
Aktionismus, die sich in den Sätzen von Rabehl und
Dutschke äußern, ..."
Unser Kommentar:
Wenn man Glück hat und älter ist hatte man vielleicht
damals das Kursbuch abonniert oder man hat sich vor
20 Jahren beim Versandbuchhändler 2001 den wohlfeilen
Reprint der Kursbücher von 1965 bis 1970 gekauft und
kann die Auszüge dort nachlesen.
Es stellt sich heraus: Die drei 68-er machen zunächst
keinerlei Anstalten, auszumalen, wie es im "befreiten
Gebiet" zugehen sollte. Sie diskutieren vielmehr intensiv
über die, nach ihrer Annahme langwieigen Mühen der
Transformation in Richtung einer befreiten Gesellschaft.
Sie diskutieren ausgiebig was man von bisherigen
Versuchen einer solchen Transformation (positiv wie
negativ) lernen kann. Sie diskutieren über die Technologie,
wie deren Entwicklung von den gesellschaftlichen
Verhältnissen geprägt ist und auf die gesellschaftlichen
Verhältnisse zurückwirkt, ob und wie Computer eine
sozialistische gesellschaftliche Planung erst ermöglicht,
die Rolle von Bürokratie und Intelligenz. All das übrigens
hochaktuelle Fragen, bei deren Diskussion die heutigen
Linken durchaus von der Art wie Dutschke, Rabehl und
Semler vor 40 Jahren darüber nachdachten einiges
übernehmen könnten (ohne zu übersehen, dass es dabei
- bei Dutschke am wenigsten - auch Vereinfachungen,
holzschnittartiges und Illusionen gab).
Erst auf die Bemerkung von Enzensberger, "dass keiner
von euch in der Lage oder Willens ist, ..., einen reinen
Zukunftsentwurf auszubreiten" und auf seine dringliche
Aufforderung, dem interessierten Mann von der Straße
doch konkret zu sagen, wie es nach einer lokalen Befreiung
in Westberlin zugehen würde, versuchen sich die drei
Interviewten im Ausmalen einer solchen, von keinem als
unmittelbar bevorstehend imaginierten Situation. Das
reicht dann von Fragen der Produktion, Zirkulation,
Konsumtion und ihrer Verknüpfung, der Gesellschaft als
großer Universität, der Arbeitszeitverkürzung, des Abbaus
von Bürokratie und Gewaltapparat, der Frauenemanzipation
bis zur "rasch anwachsenden Veralterung" (schon damals!).
Zur Frage "Wie kann man das Alter produktiv machen"
sagt Rabehl : "Die Voraussetzung dazu ist, dass die
Verkindlichung und die vollkommene Apathie des Alters
aufgelöst wird. Dazu müssen sie erst herauskommen aus
ihren Höhlen, aus dem ganzen Milieu, das auf sie derartig
bedrückend wirkt, dass sie nur dasitzen und auf den Tod
warten. Wenn man die Leute auf den Bänken sitzen sieht,
dann bekommt man ein Grausen, wenn man bedenkt, sie
warten nur darauf, bis sie irgendwann einmal sterben, sie
haben gar keine Ideen mehr, gar keine Vorstellungen, keine
Hoffnungen, nichts mehr, für sie ist das Leben vorbei, und
sie sitzen als Leichen dort auf der Bank. Die Alten müssen
wieder hinein in die Zirkulationssphäre, aber auch in die
Produktionssphäre ... Diese Fabrik ist Teil ihres Lebens,
und dann dürfen sie plötzlich nicht mehr hinein. Andererseits
kennen sie ja am besten den Betrieb, die Parks, die
Speiseräume, sie können dort essen, sie können dort
diskutieren, sie sollen sogar an den Werksdiskussionen
teilnehmen, sie dürfen nicht herausgedrängt werden.
Es muss ihr Rat geholt werden. " So wird bei vollständigem
Lesen aus den von Aly herausgerissenen beiden
Viertelsätzen, die den Eindruck der Nähe zum Nazi-Denken
vom lebensunwerten Leben erwecken (sollen!) das faktische Gegenteil: Die Verhältnisse sollen so verändert werden,
dass mit ihnen auch ihre zerstörerischen Folgen (vor denen
und nicht vor den Alten es Rabehl graust) verschwinden
und ein würdiges integriertes Leben ermöglicht wird. Dass
dies vor 40 Jahren deutlich fabrikzentrierter und
arbeutsfetischistischer gedacht wurde als es heute diskutiert wird, sei dabei zugestanden.
Auch die tatsächlich problematischen Formulierungen zur
"Umerziehung" mit der "Möglichkeit des Auswanderns"
sind aus dem Zusammenhang gerissen, durch nicht
kenntlich gemachte Auslassungen verschärft und durch
die Weglassung der Entgegnungen von Dutschke sowie
der darauf folgenden Rücknahme von Rabehl verabsolutiert.
Hierzu empfehle ich, falls möglich eigenes Nachlesen im
Kursbuch Nr. 14 vom August 1968 auf den Seiten 166 und
171 oder ersatzweise das Lesen des Artikels von Clemens
Heni "1968 = 1933?" in der April-Ausgabe der Blätter für
deutsche und internationale Politik (der bei einem Online-
Abo für jährlich 20 Euro unter www.blaetter.de lesbar
und "downloadbar" ist).
Ein wichtiges Element der Parallelisierung der 68-er mit den
deutschen Faschisten funktioniert bei Aly so:
"Bei allen Unterschieden und Gegensätzen in ihren
Lebenswegen wussten Fest, Horkheimer, Kiesinger und
Löwenthal aus eigener Erfahrung eines: Die
nationalsozialistische Machtergreifung vom 30. Januar 1933
muss als Generationenprojekt verstanden werden, als der
Beginn einer schrecklichen Jugenddiktatur."
Und die 68-er waren ja auch jung, der Unterschied ist halt:
"Die Revolte der einen führte rasch zur Macht, zu
furchterregenden Karrieren und Konsequenzen; die der
anderen endete ebenso rasch in der Niederlage,
zumindest in der Zersplitterung."
Dass Aly hier den 1933 44-jährigen (jugendlichen?)
Hitler und den 40-jährigen (jugendlichen?) Göring mit
dem 1933 21-jährigen, politisch völlig bedeutungslosen,
erst 1937 in die NSDAP eintretenden späteren KZ-Arzt
Mengele als Beleg aufführt, wichtige Akteure und
Hintermänner wie durchaus nicht jugendlichen Martin
Heidegger und Carl Schmitt, den alten Reichspräsidenten
Hindenburg, die Militärs (Jugendliche?), die mit Hitler
die Ergebnisse des ersten Weltkriegs revidieren wollten
und die zahlungskräftigen Kapitalisten (Jugendliche?),
die mit Hitler die kommunistische Gefahr mit Stumpf und
Stiel ausrotten wollten nicht erwähnt, ist das eine.
Dass er bei der Darstellung der 68-er als totalitäre,
gegen die Alten rücksichtslos agierende Jugendbewegung
die Hochachtung der meisten 68er für die überlebenden
alten Antifaschisten unterschlägt, die andere Seite.
Man könnte noch viele weitere Beispiel für Alys
Geschichtsklitterung anführen (einige davon im oben
angeführten Artikel von Clemens Henri).
In den Medienreflexen April 2008 wird auch die lokale Presse ihre wohlverdiente Beachtung erhalten.
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