Medienreflexe März 2010
Der März war der Monat der schwer leidenden Verfolgten:
* Der Papst wurde von einer üblen Kampagne wegen der
doch von den 68-ern verursachten Kindermissbrauchsfälle
getroffen,
* Guido Westerwelle sah seine Familie böse verleumdet
wegen der Darstellung seiner Begleitungen auf den
diversen Reisen als Außenminister,
* die gesamte EU droht Opfer der Griechen, dieser
"statistische Serienlügner", die weiterhin faul und gefräßig
in einem "Schlaraffenland" leben wollen, zu werden
(siehe dazu http://sandimgetriebe.attac.at/8710.html),
* die Liste Rüssel und ihr Magistratsmitglied werden Opfer
des Psychoterrors der Linken/Liste Solidarität weil diese
auf eine öffentlich bekannte Vereinbarung und in einer
offenen Versammlung gemachte Äußerungen hinwies
(dazu Link zu „Neues zur Rücktrittsverweigerung).
Ein weiterer Mensch leidet schwer unter den Aktivitäten von Linken, „Kommis“ heißen die bei ihm.
Doch Klaus-Peter Klingelschmitt kann sich wenigstens in einer Kolumne der taz Erleichterung verschaffen:
http://www.taz.de/1/debatte/kolumnen/artikel/1/als-die-betonkoepfe-die-macht-uebernahmen/
* * * * * * TAZ-Kolumne vom 17.3.2010 * * * * * *
Als die Betonköpfe die Macht übernahmen
KOLUMNE VON K.-P. KLINGELSCHMITT
Liebe Altergenossinnen und -genossen der Generation 50 plus links. Sicher waren auch einige von Ihnen früher einmal realsozialistisch links gestrickt, so wie ich nie. Vielleicht haben Sie als Mitglied der DKP oder des MSB Spartakus ja sogar gegen die Pershings der Nato demonstriert und gleichzeitig die Aufstellung der SS-20-Friedensraketen aus sowjetischen Waffenschmieden in den Staaten des Warschauer Paktes gelobt. Und abends saßen Sie dann - wie etwa Väterchen Franz - mit ihren Glaubensbrüdern und -schwestern an langen Tischen unter Pflaumenbäumen und brachten, ferngesteuert von Moskau, mit reifem Kartoffelschnaps Toasts auf die maroden Atommeiler in Volkshand etwa am Wolgastrand aus - mit noch weichen Knien wegen der brutalen Polizeieinsätze während der Volksdemo gegen die geplante WAA des Großkapitals in Wackersteinsdorf am Mittag?
Schämen Sie sich deshalb nicht. Sie sind ja noch rechtzeitig runtergekommen von diesem Trip in die Irre. Denn sonst würden Sie doch heute nicht diese interessante und spannende (links-)liberale kleine Zeitung lesen, sondern weiter die uz, die in ihrer gerade aktuellen Ausgabe informativ titelt: "Linke gegen Afghanistankrieg!" Und Sie wüssten auch nichts von dieser schnuckeligen kleinen Kolumne, die ich ja schon einmal dazu nutzte, um mit der leider immer noch real existierenden DKP und ihren voll vernagelten Anhängern nach dem Prinzip Roland Koch möglichst brutal abzurechnen. Das war vor knapp zwei Jahren. Und damit hätte es eigentlich auch gut sein können.
Doch jetzt haben es ein paar von diesen lernresistenten Betonköpfen doch tatsächlich geschafft, das mit öffentlichem (Steuer-)Geld subventionierte private Radio Rüsselsheim zu unterwandern, in dem an Werktagen harmlose Hausfrauen 50 plus Artikel aus den beiden einen extremistisch qualitätsarmen Journalismus praktizierenden Rüsselsheimer Lokalzeitungen vorlesen und in der Nacht (da läuft das Musikprogramm) - geschätzte - zehn fast taube Stammhörer permanent mit Geräuschen aus dem Presswerk von Opel oder dem Rangierbahnhof im nahen Bischofsheim beschallt werden.
Klaus-Peter Klingelschmitt ist Korrespondent der taz in Frankfurt am Main. Das Foto zeigt ihn nach bestandener Führerscheinprüfung im Juni 1970. Foto: privat
Jüngst sonntags aber intonierte plötzlich ein rotes Arbeiterorchester auf UKW 90,9 krachend laut ein Loblied auf die Stalinzeit, respektive den sowjetischen Minister Kalaschnikow und das nach ihm benannte Maschinengewehr. Und der zum Dozieren neigende bekennende Marxist am Mikrofon vergoss dazu vor lauter Rührung hörbar ein paar Tränen. Später wurde noch der aktuelle Auslandseinsatz der Bundeswehr in Jugoslawien verurteilt und die deutsche Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller als Balkankriegshetzerin geschmäht.
Anfang März rief Radio Rüsselsheim die Bevölkerung dann konsequent gleich zum Klassenkampf auf. Mit den der Bourgeoisie entrissenen und dann umgedrehten Kanonen werde der Sieg im Volkskrieg schon bald errungen, lautete frei nach Brecht (Weill) die über den Äther verschickte Botschaft. Danach durfte das Väterchen noch verräterische grüne Männer in Wildledermänteln abwatschen: Und wie ist das Gefühl, wenn man so langsam, langsam, langsam driftet nach rechts?
Die Revolution marschiert also. In Rüsselsheim. Im Radio. Und in der (Sende-)Anstalt Waschbar haben die todernst schwadronierenden Ewiggestrigen noch immer nicht gemerkt, dass sie keiner mehr ernst nimmt. Und das, liebe Freundinnen und Freunde, ist doch mit das Schlimmste, was einem beim Älterwerden passieren kann.
* * * * * * Ende der taz-Kolumne * * * * * *
Nach der um Ironie bemühten Einleitung geht es bei den Tatsachenbehauptungen von Herrn Klingelschmitt gleich gut los.
Das nichtkommerzielle Lokalradio wird nicht aus Steuergeldern, sondern aus dem Topf der GEZ subventioniert. Das könnte man als kleine Ungenauigkeit durchgehen lassen.
Doch dann wird Klingelschmitt konkret:
„Jüngst Sonntags … rotes Arbeiterorchester …Loblied auf die Stalinzeit …“
Jüngst war eine Sendung der Rüsselsheimer attac-Gruppe im letzten Jahr, das Arbeiterorchester war das Athener Philharmonische, das Loblied auf die Stalinzeit ist Goran Bregovics „Kalashnikov“, ein Spottlied auf Waffennarren und Militaristen. Bregovic, Sohn einer serbischen Mutter und eines kroatischen Vaters versteht sich als Jugoslawe. Der Text des Liedes, bekannt geworden durch Emir Kusturicas Film Underground, beginnt übrigens mit "Renn, Zigeuner renn". Dass nach dem NATO-Krieg 1999 gegen Jugoslawien unter NATO-Aufsicht neben anderen Minderheiten (Serben, Juden, Aschkali, …) Tausende Roma zum „wegrennen“ aus dem Kosovo gezwungen wurden, ist einer der Gründe, warum in der Sendung neben anderen „aktuellen Auslandseinsätzen“, wie dem „deutschen Engagement in Afghanistan“ (neuerdings „auch ein Kampfeinsatz“ bei „in Teilen von Afghanistan kriegsähnlichen Zuständen“ genannt) auch der Krieg gegen Jugoslawien und die anschließende Besetzung des Kosovo kritisiert wurde.
Damit Herr Klingelschmitt seinen wachen Blick „nach dem Prinzip Roland Koch“ («Ypsilanti, Al-Wazir und die Kommunisten stoppen!») auch auf andere Regionen richten kann, in denen die stalinistische Hydra ihre Häupter erhebt, hier ein paar Hinweise:
Bregovic auf dem Montreal Jazz Festival:
http://www.laut.de/Goran-Bregovic/Kayah-Bregovic-%28Album%29 (etwas verwackelte Handkamera, aber wahrscheinlich haben die kanadischen Kommunisten mal wieder zu viel reifen Kartoffelschnaps aus den alten, von Moskau gut gefüllten Lagern abgekippt)
Bregovic bei der Eurovision 2008 in Belgrad
http://www.youtube.com/watch?v=wkkNS-6beoU
die Serben halt, die wiederholen ja auch Auschwitz, grillen aus dem Leib herausgeschnittene Föten und spielen Fußball mit den Köpfen ihrer Opfer.
Das Athener Symphonieorchester spielt Bregovics Komposition:
http://www.youtube.com/watch?v=UmUqw8GSOzQ
na ja, die Griechen, auch Stalinisten bzw. Statistikfälscher bzw. Schuldenmacher, die uns faul und gefräßig die Haare vom Kopf fressen wollen um weiter mit Rente ab 40 und kostenlosem Eintritt zum Symphonieorchester im Schlaraffenland leben zu können – vgl. oben .
Nicht Anfang März sondern am 21. Februar berichtete radio attac dann unter anderem über die Diskussionen auf dem „Hessische Sozialforum“ und spielte dazu auch Brechts Lied „Resolution der Kommunarden“ (http://www.satzsucher.de/index.php?id=23) -
ganz direkt, nicht frei nach ... .
Komponist war allerdings nicht Kurt Weill sondern Hanns Eisler. Umso schlimmer für die Betonköpfe im Rüsselsheimer Studio. Wurde Eisler doch, wie seine Brüder im Betonkopfgeist Bertolt Brecht und Charlie Chaplin bereits 1948 von Senator Joseph McCarthys Ausschuss der unamerikanischen Umtriebe entlarvt und durch Expatriierung am Zugriff auf Subventionen aus US-Steuergeldern gehindert.
Die in der Sendung verwendete Interpretation des Brecht/Eisler-Liedes stammte von der CD „avantipopolo2“ der Gruppe ewo2. Und die wurde damit nicht nur in die Liederbestenliste des SWR aufgenommen sondern erhielt auch noch den Preis der deutschen Schallplattenkritik.
Klaus-Joseph McCarthyschmitt – übernehmen sie!
Zum Ausklang wird dann noch die „Waschbar“ zur Sendeanstalt ernannt. Die ist jedoch ein gemischtes Etablissement (Waschsalon + Kaffeebar + public TV) im Erdgeschoss des Gebäudes, in dem das Radio aus dem ersten Stock sendet (ruhig mal besuchen, Herr Klingelschmitt, und etwas schmutzige Wäsche waschen).
Da kann man nur hoffen, dass wenigstens die Angabe über den 1970 erworbenen Führerschein stimmt, für das Schreiben von TAZ-Kolumnen braucht man offenbar nur die rechte Gesinnung.
Klingelschmitt 1948 (ohne driver’s license)
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