Presseerklärung vom 15.11.2006
Mittagessen für alle, die es wollen!
Die Wahlinitiative „Die Linke/Liste Solidarität“ beschäftigt sich weiterhin mit dem Thema Kinderarmut. Da es immer wieder Berichte gibt, dass Kinder in Rüsselsheimer Betreuungseinrichtungen nicht zum Mittagessen angemeldet werden, obwohl sie hungrig sind, fordert die Liste jetzt den Magistrat in einem Antrag auf, aktiv zu werden.
Die Stadt müsse dafür Sorge tragen, dass in den städtischen Kindertagesstätten und Betreuungsschulen alle Kinder die dies möchten einen diskriminierungsfreien Zugang zu einem Mittagessen erhalten.
Bedingt u.a. durch die im Rahmen von Harz IV erfolgte Verkürzung der Zahlung von Arbeitslosengeld, die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe und den auch in Rüsselsheim expandierenden Niedriglohnsektors gibt es in der Stadt ein deutliches Ansteigen von Armut und Kinderarmut. In Rüsselsheim liegt die Kinderarmutsquote deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Im März 2006 lebten in Rüsselsheim von insgesamt 9175 Kindern zwischen 0 und 15 Jahren 1713 von Leistungen zur Grundsicherung nach SGB II (Hartz IV), das entspricht einer Quote von 18,6%. Da auch in Rüsselsheim von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss, dürfte mehr als jedes 5. Kind von Armut betroffen sein. Konkret bedeutet dies, dass zahlreiche Kinder in hohem Maße vom normalen gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind. Musikunterricht, Zoo- oder Kinobesuch sind ebenso unbezahlbar wie ein zusätzlicher Computerkurs und eventuell sinnvolle Nachhilfe. Für Kinder wird die Armut ständig bewusst, da sie in der Schule dem täglichen Vergleich mit Bessergestellten ausgesetzt sind. Konsumfetischismus und Markenwahn treffen sie besonders.
In den vergangenen Wochen haben uns wiederholt Berichte erreicht, dass Kinder, die nicht zum Mittagessen in den Betreuungsschulen angemeldet sind, über Hunger klagten und um Essen baten. Wir erreichen hier also die Grenze, wo relative in absolute Armut übergeht. Ein soziales Gemeinwesen hat die Aufgabe, dem Ausschluss von Menschen entgegen zu wirken, indem in Grundbereichen eine für alle gleiche Versorgung sicher gestellt wird.
Siehe auch:
Antrag vom 15.11.2006:
Mittagessen für alle die es wollen!
Presseerklärung vom 3.10.2006
„Die Linke/Liste Solidarität“ beantragt Schulsozialarbeit an der Borngraben-Schule
Gedicht des Monats:
Bürgerliche Wohltätigkeit
Presseerklärung vom 18.09.2006
Kinderarmut: Schaut nicht weg!
Anfrage vom 17.08.2006
Kinderarmut in Rüsselsheim
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