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10.10.2021

Heinz-Jürgen Krug zu den Plänen des Stellantis-Konzerns,
die Werke in Rüsselsheim und Eisenach aus dem Opel-Verbund herauszulösen

Stolz und Ehrwürdigkeit?

Die Führung des Automobilkonzerns Stellantis (weltweit mehr als 400 Tausend Beschäftigte, ursprünglich von PSA – inklusive Opel - und FIAT/Chrysler) plant eine Umorganisation innerhalb der Konzernstruktur. Dabei sollen Werke, wie die in Rüsselsheim und Eisenach nicht mehr der Subfirma Opel zugeordnet sein, sondern offenbar direkt von der Zentrale gesteuert werden. Natürlich müssen und werden IG Metall und Betriebsrat versuchen, Widerstand gegen die Aushebelung von Mitbestimmungs-strukturen und mit der Umorganisation verbundenem Arbeitsplatzabbau und weitere, spätestens nach einem Jahr drohende Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen zu organisieren.

Dass dabei allerdings von regionalen Kommentatoren und ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden Begriffe wie ehrwürdige Tradition, stolzes Unternehmen bzw. stolze Opelaner und herausragende Belegschaft ins Feld geführt werden zeugt von Hilfslosigkeit und auch mangelndem Geschichtsbewusstsein - von internationalistischem Klassenbewusstsein nicht zu reden.
Ob die Aufschwünge für die Nähmaschinenproduktion durch die Preußisch-deutschen Kriege von 1866 und 1870/71, als eine besondere Ehre zu würdigen sind? Ob die großen Verdienste durch die Lieferungen (von Fahrrädern bis LKWs) an das deutsche Heer im 1. Weltkrieg, gewürdigt durch die Erhebung dreier der Opel-Brüder in den erblichen Adelsstand, auch als Ehre zu würdigen sind?  Ob die An-die-Macht-Finanzierung der Nazis ( http://www.liste-solidaritaet.de/seiten/medienreflexe /2015_06_medienreflex.html ) und die Unterstützung ihrer Kriege auch mittels Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern ehrwürdig sind? Gewürdigt werden sollten auf jeden Fall diejenigen, die unter Gefahr für Leib und Leben unter der Herrschaft der deutschen Faschisten Widerstand und Solidarität mit den Zwangsarbeitenden leisteten. Leider, angesichts der Gefahren allerdings auch verständlicherweise, nur eine kleine Minderheit der Belegschaft.

Stolz können diejenigen sein, die 1984 mit Streiks den Weg zur 35-Stunden-Woche ebneten, gegen die verbundene Macht der Unternehmerverbände und der Regierung (Helmut Kohl: 35-Stunden-Woche ist „absurd, dumm und töricht“.)
Stolz können natürlich auch Beschäftigte auf die Qualität ihrer gemeinsamen Produkte sein.
Nicht der Ehre wert sind aber Versuche des Managements, die Zulieferer preismäßig soweit zu knebeln, dass die mit minderwertigeren Produkten reagieren, die teilweise sogar zu, vom Opelmanagement bewusst in Kauf genommenen, Sicherheitsgefährdungen der Nutzer führten.

Dass die Solidarität aus Rüsselsheim von Betriebsrat und Gewerkschaft angesichts der Schließungen der Werke in Antwerpen und Bochum großartig gewesen sei, lässt sich auch nicht behaupten. Ebensowenig wie die mit dem gescheiterten Kampf 2003 um die 35-Stunden-Woche im Osten.

Natürlich haben auch symbolische Widerstandsaktionen ihren zumindest emotionalen Wert. Und auch den Wert, dass nicht direkt betroffene Mitbürger*innen und Politiker*innen zu Solidarität – im besten Fall zu arbeitnehmer- und gewerkschaftsfreundlichen Gesetzesänderungen - veranlasst werden. Wirkliche Zugeständnisse von Kapitaleigentümern und ihren leitenden Managern lassen sich aber nur durch glaubwürdige Drohungen und wenn notwendig Durchführungen von Streiks erreichen, die die Kapitalseite mehr kosten als sie sich von ihren geplanten Maßnahmen erhoffen können.
Sowas lässt sich allerdings nicht von einem Tag auf den anderen durch Umlegen eines Schalters ermöglichen.
Ob es diese Möglichkeit jetzt noch gibt, müssen die aktuell Aktiven und Verantwortlichen in Betriebsrat und Gewerkschaft entscheiden.
https://www.youtube.com/watch?v=gceYKMRWNBw

 

 

   
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