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18.12.2022

Facebook-Kommentar von Heinz-Jürgen Krug

Hufeisenbieger, Epochenbrecher, Zeitenwender, Gemäßigten-Erzeuger, Spezialoperateure, Vergangenheitsverdränger . . .

Auf den Märkten des angeblich „dunklen Mittelalters“ tummelten sich verschiedene Arten von GauklerInnen, KurpfuscherInnen, WahrsagerInnen, SeiltänzerInnen und bereiteten den BesucherInnen sowohl Gruseliges als auch erfreulich-Unterhaltsames. In unseren auch nicht so hellen, post-aufklärerischen Zeiten sind es nicht nur Klimawandelleugner und Hufeisenbieger (siehe http://www.liste-solidaritaet.de/ seiten/ 2022/20220925_fb_hjk_ Hufeneisenbieger ) die einem auf den Meinungs-, Energie- und Waffenmärkten nur noch Gruseliges bieten und das Fürchten lehren.

Nicht überraschend wurde „Zeitenwende“ von der „Gesellschaft für deutsche Sprache“ zum Wort des Jahres 2022 gewählt. Natürlich mit dem Bezug zu Kanzler Scholzens Anwendung des Begriffs auf den russischen Ukrainekrieg und seine Folgen. Da hatte Bundespräsident Steinmeier mit seinem „Epochenbruch“ keine Chance, zumal so eine Epoche zwar Anfang und Ende hat, aber mittendrin brechen kann sie eher nicht.

Dass sich vieles in der Zeit ändert, manches auch sich wendet bzw. gewendet wird, ist eine sehr alte Erkenntnis der Menschheit, schon - gemäß Überlieferung von Salomon - ausgedrückt in der Bibelstelle Prediger 3, 1-8 „Ein jegliches hat seine Zeit …“, aufgegriffen von Pete Seeger 1958 in seinem Lied „Turn, turn, turn. (https://www.youtube.com/watch?v=GbPl91kTFro )

Aber auch Ovids Erkenntnisse „Omnia mutantur“ in seinen „Metamorphosen“ und „tempora labuntur tacitisque senescimus annis“(„ „Die Zeiten gleiten dahin, und ohne uns die Jahre ins Bewusstsein zu bringen, werden wir älter ...“) in den „Fasti“ wurden im 16. Jahrhundert aufgegriffen und zu „Tempora mutantur, & nos mutamur in illis“ (die Zeiten ändern sich & wir ändern uns in ihnen“) verknüpft. Und ein paar Jahre nach Seegers „Turn, turn, turn“ von Bob Dylan in „ The times they are a-changin´ “ aufgehoben
( https://www.youtube.com/watch?v=90WD_ats6eE ).

Dass viele dieser Änderungen in der Zeit nicht einfach ablaufen, sondern auf gezielten, planvollen Aktivitäten von kooperierenden Menschen beruhen, dass allerdings die Wirkungen dieser Aktivitäten „in erster Linie zwar die Folgen, auf die wir gerechnet, aber in zweiter und dritter Linie ganz andre, unvorhergesehene Wirkungen haben, die nur zu oft jene ersten Folgen wieder aufheben“ hat Friedrich Engels mahnend bereits in den 1870-er Jahren formuliert.

Dass dies insbesondere für wertebewehrte militärische Aktivitäten und Spezialoperationen, also blutige, zerstörerische Kriege, gilt, mussten in den letzten Monaten und Jahren sowohl der russische Präsident Putin als auch die US-amerikanischen Präsidenten und ihre jeweiligen Partner in willigen Koalitionen erkennen.

Eine ganz spezielle Art der Zeitenwende hatte Rüsselsheims Bürgermeister Dennis Grieser im letzten Sozialausschuss des Jahres parat. Zu den Berichten über die Zahl und Situation von Geflüchteten merkte er an, dass „die Schuld für die Flüchtlingsströme seit 2015 eindeutig beim russischen Präsidenten Wladimir Putin und den von ihm angeordneten Bombardements in Syrien und der Ukraine liegt.“

Dass bei den in Rüsselsheim angekommenen jugendlichen Flüchtlingen Afghanistan das Herkunftsland der meisten ist, lässt sich gerade nicht den Putinschen Bombardements zuordnen. Und dass es bereits 2014 in Syrien mehr als 6 Millionen Binnenflüchtlinge und etwa drei Millionen aus dem Land Geflüchtete gab, lässt sich eben auch nicht mit russischen Bombardements, die am 30. September 2015 begannen, begründen.

Gleiches gilt für die mehreren Hunderttausend Flüchtlinge aus Syrien von Januar bis September 2015.
Außer natürlich unter der Annahme einer zeitlich Richtung Vergangenheit gewendeten Ursache/Wirkungs-Relation.
Vielmehr wurden die syrischen Bürgerkriege seit 2011 auch vom Westen inklusive NATO-Mitglied Türkei und den Golfstaaten zwecks Regime-Change angefeuert und mitgeführt.

Ein Teil der Islamisten wurde zum Zweck der Rechtfertigung ihrer militärischen Unterstützung – auch mittels Bombardierungen durch die US-geführte Koalition - zu „gemäßigten Rebellen“ ernannt. Siehe z.B. https://www.dw.com/de/waffen-und-training- f%C3%BCr-gem%C3%A4%C3%9Figte- rebellen-in-syrien/a-18269906

Auch diese Vergangenheit wird, wie die der massenmörderischen Kriege gegen Jugoslawien, den Irak, in Afghanistan; die kriegerischen Regime-Change-Aktionen in Libyen und Syrien, die diversen militärischen Aktivitäten der Führungsmacht in Lateinamerika, Afrika, Asien und die blutigen russischen speziellen Operationen in Tschetschenien verdrängt.
Nur: „The past is never dead. It's not even past." (Das Vergangene ist nie tot. Es ist nicht einmal vergangen) (William Faulkner)
https://www.youtube.com/watch?v=Q-zGlBS5CBI

 

 

   
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