10.01.2024

Facebook-Kommentar von Heinz-Jürgen Krug

Verbale Hypes: Die „hart arbeitende Mitte“
und die „Technologieoffenheit“

Bei der „Debatte um höheres Bürgergeld“ (siehe Main-Spitze v. 4.12.2023 und meine Anmerkungen dazu [1] ) legte die „arbeitende Mitte“, oft geadelt zur „hart arbeitenden Mitte“ mithilfe von CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen eine steile verbale Karriere hin. Gemeint war von denjenigen die jetzt nach einem dpa-Text das „Bürgergeld unter Beschuss“ nehmen, da es eine „Hängematte für Arbeitslose“ sein könne, natürlich „zu hohes Bürgergeld“, also die 563 Euro pro Monat zum Leben (Miete und Heizkosten gesondert). Offenbar wurde Arbeitsminister Heil bereits sturmreif geschossen und hat Pläne für Verschärfungen „in die Gesetzespipeline der Ampel-Regierung“ gegeben“ (siehe den dpa-Text in der Wirtschaftswoche [2], nahezu textgleich auch in der Main-Spitze vom 8. Januar). Die Menschen in der „hart arbeitende Mitte“ (haM) werden also nicht etwa von gewinnorientierten Konzernen ausgebeutet, sondern von ihren meist ehemaligen/eventuell zukünftigen KollegInnen, die es sich völlig willkürlich in der Hängematte bequem gemacht haben.
Wehe aber, wenn Menschen aus der haM es wagen, für ihre harte Arbeit mehr Lohn oder kürzere Arbeitszeiten oder mehr KollegInnen zu fordern (Pflege, Lokführer …) dann ist es mit der propagandistischen Erhebung zum Arbeitsadel ganz schnell vorbei.

Eine ähnliche Karriere wie die haM hat in letzter Zeit die „Technologieoffenheit“ genommen. Damit ist offenbar das Recht für Unternehmen gemeint, Mensch & Umwelt nur so weit vor Vergiftung zu schützen, wie es die Gewinnerzielung nicht einschränkt. Dazu müssen dann halt auch „unternehmerische“ Risiken für die anderen eingegangen werden. Und diejenigen, die riskante und schädliche Technologien verhindern wollen, werden dann gerne als Verbotsfetischisten hingestellt.

[1] https://www.facebook.com/heinzjurgen.krug/posts/pfbid0yH95a LKEB3b3W7HoBKB57HwFMjTp7Kd9MLiLHXhFYffyxkDko5fWMpBt9Sy WYVobl
[2] wiwo.de
Bürgergeld und Sanktionen: Spannt der Staat die Hängematte für Arbeitslose auf?

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