10
Punkte für Rüsselsheim
Die Linke / Liste Solidarität steht:
-
Für ein
solidarisches Zusammenleben der Generationen, Geschlechter und
Kulturen
-
Für ein klares
Nein zum Flughafenausbau
-
Für den Ausbau
von Kindertagesstätten, Schulen, Weiterbildung und Jugendpflege
-
Für die
Verwirklichung des Rechts der Jugend auf Zukunft und Ausbildung
-
Für den Erhalt
städtischer Einrichtungen! Nein zu Privatisierung! Kein Verkauf !
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Für bezahlbare
Wohnungen in lebenswerter Umgebung
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Für Kultur und
Leben in einer umweltfreundlichen Stadt
-
Für eine sozial
gerechte Stadt
-
Für
ausreichende Gemeindefinanzen und sorgsamen Umgang mit
Steuergeldern
-
Für mehr
Demokratie in der Stadt
1. Für ein solidarisches
Zusammenleben der Generationen, Geschlechter und Kulturen
Die Linke/Liste Solidarität versteht sich als Stimme sozialer,
internationaler, ökologischer und soziokultureller Initiativen im
Parlament sowie als Teil einer kritischen Gegenöffentlichkeit. Wir
treten allen entgegen, die gewollt oder ungewollt eine Politik
betreiben, die Menschen gegeneinander ausspielt, soziale Kälte
verbreitet und Fremdenfeindlichkeit schürt. Für uns ist Rüsselsheim
mit seinen Licht- und Schattenseiten der Ort, in dem Frauen und
Männer gleichberechtigt leben, arbeiten und mitgestalten wollen.
Rüsselsheim, aus einem Arbeiterdorf entstanden, ist in kürzester
Zeit von 15.000 auf 60.000 Einwohnerinnen und Einwohner angewachsen.
In der Stadt leben heute Menschen aus vielen Ländern zusammen.
Wettbewerb und Konkurrenz auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt und von
Politik und Medien geschürte Vorurteile fördern Konflikte zwischen
Deutschen und MigrantInnen aber auch zwischen Alt und Jung. Dem
wollen wir entgegentreten. Die älteren Menschen in Rüsselsheim
haben ebenso zum Wohlstand der Stadt beigetragen wie die vielen
MigrantInnen, die bei Opel oder anderswo arbeiten. Genauso hat
Rüsselsheims Jugend auch ein Recht auf Bildung und Zukunft. Die
Linke/Liste Solidarität setzt sich für ein auf Toleranz,
gegenseitigen Respekt und Verständnis beruhendes Zusammenleben in
der Stadt ein.
2. Für ein klares Nein zum Flughafenausbau
Die Linke/Liste Solidarität begrüßt die Aktionen der Städte,
Gemeinden und des Kreises gegen den Flughafenausbau und für ein
Nachtflugverbot. Neben dem unerträglichen Lärm spielt für uns die
Frage der ökologischen Belastung durch den zunehmenden Flugverkehr
eine entscheidende Rolle. 1/3 mehr Krebs in der Flughafenregion und
die klimatischen Folgen der C02 Emissionen sind nur zwei
Beispiele, die für eine Beschränkung des Flugverkehrs sprechen. Die
Flughafenerweiterung wird zur Schicksalsfrage der Region
aufgepeitscht und der Bevölkerung mit dem Totschlagargument neuer
Arbeitsplätze verkauft. Wir wissen: Das Arbeitsplatzversprechen ist
ein Märchen. Flughafenunabhängige Wirtschaftswissenschaftler
bestätigen: "Der Ausbau von Flughäfen hat keinen Einfluss auf die
Beschäftigung". Und wir sagen auch: Wachstum muss nicht gleich
Wohlstand sein.
Alle Parteien,
die für das Rüsselsheimer Stadtparlament kandidieren, lehnen - zum
Teil mit unterschiedlichen Begründungen - die Flughafenerweiterung
ab. Das ist gut so. Wer gegen den Flughafenausbau ist, sollte aber
trotzdem überlegen, ob er seine Stimme der CDU, SPD, FDP oder den
Grünen gibt. Auf Landes- oder auf Bundesebene befürworten diese
Parteien den Flughafenausbau.
Die betroffenen
Menschen der Region können diesen Kampf nicht den Städten und
Gemeinden allein überlassen. Persönliches Engagement ist unabhängig
von juristischen Auseinandersetzungen unerlässlich. Die
Unterstützung der Bürgerinitiative gegen den Flughafenausbau ist
daher für uns von besonderer Bedeutung.
3. Für den Ausbau von
Kindertagesstätten (Kitas), Schulen, Weiterbildung und
Jugendpflege
In Rüsselsheim spiegelt sich geradezu
exemplarisch die bundesweite Bildungsmisere wider. Es muss mehr als
nachdenklich stimmen, wenn je nach Einzugsgebiet/sozialem Umfeld der
Grundschule zwischen 20% und 60% der Schüler/innen nach der 4.
Klasse auf ein Gymnasium wechseln. Diese Zahlen unterstreichen, dass
auch in Rüsselsheim noch viel getan werden muss, bis alle
Schülerinnen und Schüler die gleichen Chancen haben.
Rüsselsheim
braucht gute Kitas und Schulen, damit Kinder und Jugendliche lernen,
tolerant und friedlich miteinander zu leben und ihre Zukunft
selbstbestimmt und beruflich erfolgreich zu gestalten.
Die Kinder aus
unterschiedlichen sozialen Schichten und verschiedenen Kulturen
sollten alle eine Kindertagesstätte und möglichst lange gemeinsam
eine integrierte Schulform besuchen. An den Schulen müssen
Ganztagsangebote und Angebote der Schulsozialarbeit qualitativ
verbessert und weiter ausgebaut werden.
Bildung muss ein
öffentliches Gut bleiben. Der Besuch von Kindertagesstätten, Schulen
und Volkshochschulen muss langfristig kostenfrei sein. Soweit in
Rüsselsheimer Bildungseinrichtungen Gebühren erhoben werden, müssen
diese bis zur vollständigen Abschaffung schrittweise gesenkt werden.
Auch an
Jugendräumen, Jugendkultur- und Jugendbildungsarbeit darf nicht
gespart werden. Sie sind heute unverzichtbarer denn je, um jungen
Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Freizeit selbstbestimmt zu
gestalten.
4. Für die
Verwirklichung des Rechts der Jugend auf Zukunft und Ausbildung
Jedes Jahr verlassen ca. 400 ausbildungswillige Rüsselsheimer
Jugendliche die Schule ohne einen Ausbildungsplatz. Stattdessen sind
sie in Maßnahmen der Agentur für Arbeit, Vollzeitformen der
Beruflichen Schule oder in der Arbeitslosigkeit gezwungen, auf einen
Ausbildungsplatz zu warten. Es gibt zwar in Rüsselsheim wie in
anderen Städten eine Vielzahl von Maßnahmen, um diesen Jugendlichen
zu helfen, was jedoch fehlt ist eine Koordinierung.
Die Linke/Liste Solidarität
befürwortet eine Politik, die echten Ausbildungsplätzen Vorrang vor
Maßnahmen einräumt. Die Linke/Liste Solidarität fordert, die
Ausbildungskapazitäten in der Stadtverwaltung und den städtischen
Betrieben auszuweiten und Konzepte für die Schaffung weiterer
zusätzlicher Ausbildungsplätze zu entwickeln. Bei der Auswahl von
Firmen für städtische Aufträge muss die Ausbildungsquote ein
wichtiges Kriterium werden. Die städtische Politik sollte auch immer
wieder auf die zu niedrige Ausbildungsquote insbesondere bei Opel
hinweisen und auf Verbesserungen drängen.
5. Für den Erhalt städtischer Einrichtungen! Nein zu
Privatisierung! Kein Verkauf !
Die Linke/Liste Solidarität ist der Auffassung, dass der
öffentliche Dienst die beste Form ist, Aufgaben, die im Interesse
aller Menschen in der Stadt anfallen zu erledigen. Die Menschen
bezahlen ihre Steuern dafür, dass Schwimmbäder, Schulen,
Kindertagesstätten Jugend- und Senioreneinrichtungen,
Kultureinrichtungen, und kostengünstige Verkehrsverbindungen davon
finanziert werden. Wir wenden uns gegen die immer stärker um sich
greifenden Ausgründungen und Privatisierungen städtischer
Einrichtungen. Diese Privatisierungen haben, wie in anderen
Gemeinden und Kreisen schon zu sehen ist, nirgends die versprochenen
Effekte erreicht. Im Gegenteil: Sie sind für die Bürger stets mit
steigenden Kosten und Gebühren und schlechteren Leistungen
verbunden. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeuten sie
meistens eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und
Lohnkürzungen. Die ausgegliederten Betriebe sind von den
Kommunalparlamenten nur noch schwer zu kontrollieren. Die
Geschäftspolitik ist dabei nicht mehr dem Gemeinwohl sondern dem
Gewinnstreben des einzelnen Betriebes verpflichtet.
Deshalb: Keine
Privatisierungen - keine Niedriglöhne !
Den Verkauf der
Stadtwerke an Private haben wir gemeinsam verhindert. Aber es gilt
wachsam zu sein, um weitere Privatisierungsversuche bei Krankenhaus,
Gewobau, Stadtwerken, Bildungs- und Kultureinrichtungen zu
verhindern.
6. Für bezahlbare Wohnungen in lebenswerter Umgebung
Die Linke/Liste
Solidarität wendet sich gegen den Verkauf kommunaler, landes- und
bundeseigener Wohnungsbestände und die Umwandlung von Miet- in
Eigentumswohnungen.
Nach wie vor
fehlen bezahlbare Wohnungen für kinderreiche Familien. Wir wenden
uns gegen Mieterhöhungen beim Auslaufen von Sozialbindungen.
Zwangsumzüge wegen Hartz IV und anderer unsozialer Gesetze müssen
verhindert werden. Wir treten für eine Beratung und Unterstützung
für Mieter bei allen unsozialen Maßnahmen von Eigentümern ein.
7. Für Kultur und Leben in einer umweltfreundlichen
Stadt
Förderung der
Lebensqualität für die Menschen in Rüsselsheim bedeutet für Die
Linke/Liste Solidarität: eine lebenswerte Umgebung zu schaffen,
einer Verödung der Innenstadt und der Vernachlässigung der
Stadtteile entgegenzuwirken, wohnnahe Einkaufsmöglichkeiten zu
fördern, Freizeitmöglichkeiten zu schaffen, die Pflege und
Gestaltung von Grünflächen, die Pappelallee am Main wieder
herzustellen, Sportplätze und Sportstätten zu erhalten, Orte der
Begegnung, Kommunikation und kultureller Aktivitäten zu schaffen.
Darüber hinaus fordern wir ein internationales Zentrum, ein
Jugendgästehaus und andere Einrichtungen als Orte kulturellen
Austauschs, internationaler Solidarität und Toleranz.
Für das
kulturelle Leben in Rüsselsheim unverzichtbar sind die Stadtbücherei
und die Stadtteilbüchereien, das Theater, das Stadtmuseum, die
Musikschule, sowie Bürgerräume und Seniorentreffs. Privatisierungen
und eine Spardiskussion, die die verschiedenen Kulturbereiche
gegeneinander ausspielt, lehnt die Linke/Liste Solidarität ab.
Zur
Lebensqualität gehört auch eine umweltfreundliche Stadtentwicklung.
Wir wenden uns gegen hemmungslosen Flächenverbrauch und treten für
Entsiegelungsmaßnahmen und die Wiedernutzung von bereits bebauten,
aber nicht mehr genutzten Flächen ein. Wir setzen uns für
verkehrsberuhigende Maßnahmen in Wohngebieten ein, für bezahlbaren
öffentlichen Personennahverkehr und die Förderung des Radwegenetzes
für Arbeit, Einkauf und Freizeit der Rüsselsheimer/innen.
Wir sprechen uns
gegen weitere Ausweisung von Gewerbegebieten für
Großmärkte/Discounter aus.
8. Für eine sozial gerechte Stadt
Obwohl die Stadt Rüsselsheim bei der wirtschaftlichen
Wertschöpfung unter den hessischen Kommunen an vorderer Stelle
steht, fehlt angeblich Geld für die soziale Gestaltung der Stadt.
Wachsender Reichtum einerseits bedeutet auch in Rüsselsheim
zunehmende Verarmung andererseits. Es gibt immer öfter Armut trotz
Arbeit. Nicht zuletzt wegen der Opelkrise wächst die
Arbeitslosigkeit und in Folge der Hartz-Gesetze vollzieht sich rasch
der Absturz in die Armut. Vor allem Kinder und allein erziehende
Frauen sind Leidtragende dieser Entwicklung. Oft genug werden die
betroffenen Menschen von der Politik und von den Medien als
"Faulenzer" und "Sozialschmarotzer" diskreditiert. "Die Linke/Liste
Solidarität" wendet sich mit Nachdruck dagegen, dass Leidtragende zu
Schuldigen gemacht werden. Auch für Arbeitslose muss ein
menschenwürdiges Leben möglich sein, ohne Angst vor Diskriminierung
und Stigmatisierung. Eine soziale Stadt muss der gesellschaftlichen
Entwicklung Rechnung tragen, indem sie ihre kulturellen und sozialen
Einrichtungen, ihre Sportanlagen und sonstigen Dienste kostengünstig
oder kostenlos zur Verfügung stellt, und sie muss durch ihre gesamte
Politik die gleichberechtigte Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger
am öffentlichen Leben gewährleisten.
9. Für ausreichende Gemeindefinanzen und sorgsamen
Umgang mit Steuergeldern
Wie für die große Mehrheit der Städte Gemeinden und Landkreise
hat sich auch für Rüsselsheim die finanzielle Situation weiter
zugespitzt. Rüsselsheim leidet vor allem unter einer Steuerpolitik,
die es Unternehmen wie General Motors (Opel) gestattet, die Vorteile
der kommunalen Infrastruktur zu nutzen, ohne einen angemessenen
Beitrag zu ihrer Finanzierung zu leisten. Die Senkung des
Gewerbesteuersatzes 1998 war falsch und trägt weiterhin zur
wachsenden Verschuldung bei. Die Verarmung der Kommunen ist die
Kehrseite der explosionsartigen Vermehrung des Reichtums von
Wenigen. Die Linke/Liste Solidarität fordert daher eine Neuregelung
der Kommunalfinanzierung und akzeptiert in keiner Weise die
Sparvorgaben die z. B. aus dem Regierungspräsidium kommen.
Unabhängig von der Situation auf der Einnahmenseite muss ein
sparsamer Umgang mit Steuergeldern selbstverständlich sein. Auch in
Rüsselsheim werden immer noch Steuergelder für fragwürdige Projekte,
wie die Verwaltungsreform, sinnlose Gutachten, den Neubau des
Bahnhofs oder die Fassadenförderung ausgegeben. Diese Politik lehnen
wir ab.
10. Für mehr Demokratie in der Stadt
Wie in der Bundespolitik findet
auch in Rüsselsheim eine schleichende Veränderung der politischen
Strukturen statt. Immer mehr Kompetenzen werden von den Abgeordneten
zu Oberbürgermeister und Magistrat, von diesen bestellten
Beraterfirmen und informellen Gruppen wie die "interfraktionelle
Arbeitsgruppe" verlagert. Das Parlament soll zwar noch strategische
Festlegungen treffen, droht aber zu einem Organ zu werden, das
bereits getroffene Entscheidungen nur noch absegnet. "Marketing- und
Dienstleistungsexperten" betreiben eine so genannte Modernisierung,
die durch Privatisierung von öffentlichen Aufgaben und Eigentum
demokratische Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten immer
mehr einschränkt, Transparenz verhindert und einer Entpolitisierung
Vorschub leistet. Wir halten es für unerlässlich, dass die Menschen
in Rüsselsheim mehr Möglichkeiten bekommen, aktiv an der Entwicklung
der Stadt mitzuwirken. Intensive öffentliche Diskussionen vor
wichtigen Entscheidungen, Stadtteilbeiräte für alle Stadt- und
Ortsteile und ein eigenes Antragsrecht aller Beiräte an die
Stadtverordnetenversammlung sind für uns wichtige Schritte in die
richtige Richtung.
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